Warum tragen die deutschen die Pickelhaube?
Unter französischen Forschern wird versucht, das tragen der Pickelhaube mit der deutschen Barbarennatur zu erklären. Die Frankfurter Zeitung berichtet am 26. Juni 1915 über diese wissenschaftlichen Erklärungsansätze.
Mit diesem dringenden und schwierigen Problem hat sich die französische „Wissenschaft“ eingehend beschäftigt, und sie hat auch eine Lösung gefunden, die ihrem tief in den Urgrund der Dinge eindringenden Scharfsinn alle Ehre macht; denn sie führt die gefürchtete Pickelhaube – die nebenbei bemerkt sich noch gar keines ehrwürdigen Alters erfreut – auf Urzustände der menschlichen Seele zurück. Daß die „Wissenschaft“ dabei herhalten muß, auf diesem Umweg einen neuen Beweis für die Barbarennnatur des Deutschen zu liefern, ist bei den Franzosen selbstverständlich.
In vollem Ernst führt Dr. Vérillon in der „Revue de Psychothérapie“ folgendes aus: „Diese Neigung für die mit einer Spitze versehenen Kopfbedeckungen hat bei allen Völkern vorgeherrscht, solange sie noch im Zustand der Barbarei befangen waren. Der abergläubische Geist der Urvölker war auf den Gedanken verfallen, daß Zauberkräfte den Häuten der wegen ihrer Kraft und ihres Mutes gefürchteten Tiere entströmten. Derjenige, der seinen Kopf mit dem Horn eines Stieres schmückte, mußte auf diese Art der Tapferkeit und des feurigen Mutes des Tieres teilhaftig werden. Von da war es nur ein Schritt bis zu dem Gedanken, daß von diesem Horn Kräfte übergingen, die zur Niederwerfung des Gegners befähigten, die ihm einen so starken Eindruck machten, daß sein Widerstand gebrochen wurde.
Und dieser Schritt wurde schnell vollzogen. Der Glaube an die Macht der Hörner oder von Dingen, die eine entsprechende Form haben, wie Schmuckstücken, die in einer Spitze enden, hat sich bis zu unserer Zeit erhalten. In manchen Kreisen ist man gewöhnt, ihnen die Kraft von Amuletten oder Talismanen zuzutrauen. Je nachdem man ihnen einen schützenden oder Verteidigungswert zuschreibt, sind es Amulette, die die Fähigkeit haben, den Sieg zu verbürgen, indem sie unverwundbar machen, oder sind es Talismane, deren Wirkung darin besteht, daß der Feind erschreckt und ohnmächtig gemacht und so auf Gnade und Ungnade ausgeliefert wird. Diese Tatsachen genügen, um zu beweisen, daß die Teutonen von heute wegen ihres Fetischismus und ihres Glaubens an die Einschüchterungsmittel die direkten Nachfahren jener sind, die durch die Armee des Marius zerstreut wurden.“ – Diese ganze Darlegung würde als Material zu einer ernsthaften Untersuchung in einer „Zeitschrift für Psychotherapie“ genügen!